Strafverfahren wegen MfS-Unrechts
Die Strafverfahren bundesdeutscher Gerichte gegen ehemalige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
Roland Schissau
Auf der Grundlage des deutsch-deutschen Einigungsvertrags waren ab 1990 bundesdeutsche Strafgerichte mit Fällen sogenannter DDR-Systemkriminalität befaßt. Einen Teil dieses justitiellen Prozesses bilden 158 Anklagen gegen 260 Angeklagte, die wegen von Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Ausübung ihres Dienstes begangener Straftaten erhoben wurden. Mit Ausnahme der Spionagetätigkeit stellt das Buch die sehr unterschiedlichen MfS-Tätigkeiten, die Gegenstand von Strafverfahren waren, anhand der Justizmaterialien detailliert dar. Neben massenhaft eingesetzten Überwachungsmaßnahmen, die dem Opfer häufig verborgen geblieben waren, waren längerfristig geplante Maßnahmen mit schwerer wiegenden Auswirkungen für die Betroffenen wie langjährige Haft oder Mordanschläge sowie die MfS-Tätigkeiten zur Unterdrückung von Ausreisebegehren und einige Sonderfälle Gegenstand der Verfahren. Die Verfahren werden zwölf Fallgruppen zugeordnet, Bewertungen der Ergebnisse erfolgen sowohl hinsichtlich der einzelnen Fallgruppen als auch hinsichtlich der Gesamtheit der Verfahren. Die Untersuchung bezieht sämtliche durchgeführte gerichtliche Verfahren ein und bietet daher einen auch zahlenmäßig vollständigen Überblick. °°Dr. Roland Schißau, geb. 1968, studierte Rechtswissen schaften in Konstanz, Glasgow/Schottland und Heidelberg. 1994-1996 Rechtsreferendariat. 1997-1998 Mitarbeit im Forschungsprojekt „Strafjustiz und DDRUnrecht“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1999 Diplomat im Auswärtigen Amt mit Posten in Berlin, Kiew/Ukraine und Khartum/Sudan. Promotion 2004 an der Humboldt-Universität zu Berlin.