Subjektive Krankheitsvorstellungen von übergewichtigen Jugendlichen und ihren Eltern
Anna Levke Brütt
Das Thema Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist zurzeit nicht nur in den Medien, sondern auch in der Forschung präsent. Aufgrund der in den letzten 20 Jahren stark gestiegenen Prävalenzraten werden Entstehung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht. Zu wenig Berücksichtigung innerhalb des fachlichen Diskurses findet aber bisher immer noch das subjektive Erleben von Übergewicht und Adipositas mit den Konsequenzen für die betroffene Person. Dabei bilden subjektive Krankheitsvorstellungen eine zentrale Variable in dem Selbstregulationsmodell nach Leventhal et al. (1992) und können entscheidend für den Umgang mit einer Erkrankung und die Krankheitsbewältigung sein. Diese Studie untersucht deshalb die subjektiven Krankheitsvorstellungen einer an einem Adipositas-Präventionsprogramm teilnehmenden Gruppe von übergewichtigen Jugendlichen sowie ihren Eltern. In einem Mixe-Method-Design werden qualitative Interviews analysiert und mit den Ergebnissen einer Fragebogenbefragung kombiniert. Die Auswertung zeigt, dass trotz der Teilnahme an einem Adipositas-Programm eine Diskrepanz zwischen subjektiven Vorstellungen der Betroffenen und dem, was wissenschaftlich als erwiesen gilt, besteht. Auch deshalb sollte in der Therapie individuell analysiert werden, welche Annahmen zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas gebildet wurden und welche Ziele im Rahmen der Behandlung erreicht werden sollen. Die im Rahmen dieser Untersuchung identifizierten Faktoren und differenzierten Typen können dazu beitragen, bedürfnisangemessene Interventionen zu entwickeln. Weiterhin werden aus den Ergebnissen Empfehlungen für die Praxis abgeleitet, die es in Zukunft in der Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas zu berücksichtigen gilt.