Susanna Allacher von Brettl,  Herbert, Gruber,  Manfred, Radelspäck,  Friedrich

Susanna Allacher

Aber traurig wird´s wer´n die Boa-Wurm aussterb´n

Susanna Allacher, geb. Wurm, hat sich kurz vor ihrem Tod hingesetzt und ihr Leben Revue passieren lassen. Die entstandenen Memoiren, welche sie selbst als „Auszüge aus meinem Leben“ titulierte, wurden von der Familie lange Zeit gehütet wie ein Schatz. Tatsächlich sind diese Aufzeichnungen auch ein Schatz, ein beeindruckender heimatkundlicher Schatz über das harte Leben der Kleinbauern und Kleinhäusler zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Burgenland, welches damals als Deutschwestungarn noch zu Ungarn gehörte. Ihre Memoiren sind aber auch ein historischer Schatz. Gespickt von persönlichen Eindrücken einer damals jungen Frau berichtet die alternde Susanna Allacher nicht nur vom Landleben, sondern auch von ihren Eltern und Geschwistern. Ihr Vater Georg Wurm sen. war in der Zwischenkriegszeit der erste sozialdemokratische Gemeinderat in Gols. Er wurde im Ersten Weltkrieg an der Front in Frankreich politisiert, nachdem er dort zum ersten Mal vom Sozialismus gehört hatte. Als interessierten und belesenen Menschen würde man ihn heute als Intellektuellen bezeichnen, was damals in der bäuerlichen Landbevölkerung eher unüblich war.
Nach der Errichtung des Ständestaates und der politischen Machtergreifung der Vaterländischen Front driftete er zusehends in das Lager der Kommunisten ab, die sich im Gegensatz zur Sozialdemokratie schon zum Ende der 1920er Jahre auf die Abwehr des Faschismus im Untergrund vorbereitet hatte. Auf diesem Weg nahm er nahezu seine gesamte Familie mit und gründete kurz nach der Machtergreifung Hitlers in Gols eine „Rote Hilfe Gruppe“, welche Spenden für die KPÖ sammelte und Flugblätter und Zeitungen gegen das Nazi-Regime verteilte. Dabei entstand ein Widerstands-Netzwerk über einige Gemeinden der Region. Susanna Allacher berichtet davon. Sie erzählt über die Tätigkeit ihrer Familie im Widerstand, über das Auffliegen der gesamten Widerstandsgruppe, Verhaftungen durch die Gestapo und ihren langen Leidensweg über Prozess und Haft bis zum Kriegsende, welchen einige ihrer Familienmitglieder und deren Freunde nicht überlebten. Ihr Bruder Georg Wurm jun., welcher als Obmann der Gruppe fungierte, fiel – wie zwei seiner Golser Mitstreiter – nach Verurteilung durch den Volksgerichtshof dem Fallbeil zum Opfer. Ihr Vater und ihr Onkel überlebten zwar den Krieg, starben jedoch kurz nach Kriegsende im Mai 1945 noch im Krankenrevier der Haftanstalt. Susanna Allacher und ihre Schwester Theresia überlebten mit viel Glück die Haft im Wiener Landesgericht. Nachdem Wärter beim Nähern der russischen Truppen die Zellentüren geöffnet hatten, erreichten sie nach einem zweiwöchigen Marsch, im Zuge dessen sie sich immer wieder vor versprengten Nazis und russischen Truppen verstecken mussten, ihre Heimatgemeinde Gols.
Susanna Allacher setzte nach dem Krieg ihre Arbeit für die KPÖ in Gols fort. Bis zum Beginn der 1970er Jahre veranstaltete sie noch den Golser Kinderfasching. Der letzte Teil ihrer Memoiren beschäftigt sich mit zahlreichen Reisen in die Oststaaten, von welchen sie immens beeindruckt zurückkehrte.

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