Susanna Taras
Bezaubernde Blüten
Birgit Kümmel
SusannaTaras’ Ausstellung im Arolser Residenzschloss umfasst Collagen, Reliefs, Wandbilder und Installationen und hat retrospektiven Charakter. Beispiele aus verschiedenen Genres ihres künstlerischen Werdeganges treten in Dialog mit den historischen Räumen, den Galerien und Enfiladen der Architektur des im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts errichteten Schlosses der Fürsten von Waldeck und Pyrmont.
Die textilen Arbeiten von Susanna Taras entführen uns in eine Welt voll wuchernder Formen und extremer Farbigkeit. Die Künstlerin, die sich als Malerin begreift, erschafft poetische Bildräume, in denen sich Kunst und Natur, Geschichte und Material auf vieldeutige Weise begegnen und sich in ihrer Wirkung gegenseitig steigern.
Dem Betrachter sind diese als sinnlich-poetische ‚Großereignisse’ dargebotenen Blüten- und Blumenformationen kein sklavisches Abbild der Natur. Durch die Monumentalität der Form und die Überreiztheit der Farbe erhalten sie etwas explizit Antinaturalistisches – Künstliches – durch das sie sich als Schöpfungen ihrer Zeit ausweisen und sich nicht zuletzt einem sentimental geprägten romantischen Pathos zu entziehen wissen.
Die suggestiv wie effektvoll inszenierten ‚Blumenopern’ mit ihren vielfach schrägen Stimmlagen bringen diesen von barocken Kunstformen und wechselvoller Geschichte geprägten Ort auf besondere Weise zum Klingen. Insbesondere, da die Werke von Susanna Taras gar nicht so weit von der künstlerischen Rhetorik des Barocken entfernt zu sein scheinen. Dieser Stil, der von seinen Gegnern anfänglich als verwilderter Dialekt der Renaissance bezeichnet wurde, in dem das Regelwidrige und Sonderbare vorherrsche, war ein Stil der volksnah sein wollte, der mehr verstanden werden wollte und der in allen Künsten Schönheit und Sinnlichkeit favorisierte.
Inhaltlich verbunden ist Susanna Taras’ Kunst auch mit den Vorstellungen des Romantikers Otto Philipp Runge. Er schrieb1803 an seine Mutter: „Recht viele Blumen mache ich, […] und vertiefe mich immer mehr in die lebendige Fülle der Farben. In den Blumen fühlt unser Gemüt doch noch die Liebe und Einigkeit selbst alles Widerspruchs in der Welt; eine Blume recht zu betrachten, bis auf den Grund in sie hineinzugehen, da kommen wir nie mit zu Ende.“