Tanz in der Literatur
Zum kulturgeschichtlichen und ästhetischen Wandel in der Sattelzeit (1750–1850)
Weijie Ring
Die Sattelzeit, eine höchst dynamische gesellschaftliche Umbruchsphase zwischen 1750 und 1850, bildet sich in verschieden Künsten ab, darunter in Tanz und Literatur. Tiefgreifende Veränderungen zeigen sich bei Tanzepisoden in der Literatur, nicht allein zu Bällen, welche Umbrüche der Sitten und Ordnung offenlegen, sondern auch in ästhetischen Tanzdiskursen und dichterischen Innovationen. Ein Spektrum von Tänzen unterschiedlicher Charaktere und Stilebenen wird in 12 Kapiteln aufgefächert, in Tanzepisoden aus berühmten Lektüren, etwa Goethes „Werther“ und Brüder Grimms „Aschenputtel“, E. T. A. Hoffmanns „Prinzessin Brambilla“, aber auch in fast unbekannten Texten wie Zachariaes „Der Renommist“, Achim von Arnims „Owen Tudor“ und Rudolphe Töpffers „Die Geschichte des Monsieur Jabot“. Die 12 Kapitel bieten somit eine Poesiegeschichte des Tanzes: Tanz wird schleichend und variierend ,kommentiert‘; er unterordnet sich anfangs noch den gesellschaftlichen Konventionen, später stellt er diese peu à peu in Frage. Jeder kennt die Freude, Rausch, Mühe und Last beim Tanzen und assoziiert damit Lust und Disziplin. Für literatur-, tanz- und kulturwissenschaftliche Forschungen sowie Tanzinteressierten bietet diese Arbeit ein Anregungspotenzial.