Tataren
Feindbilder und Fremdenangst
Mieste Hotopp-Riecke, Reinhard Pohl
„Bei Dir sieht es ja aus wie bei den Tataren“, sagt eine Mutter hierzulande schon mal zum Kind, das sein Zimmer nicht aufgeräumt hat. Die wenigsten Mütter wissen allerdings, wie es „bei den Tataren“ aussieht, man sagt das eben so.
Werden die Kinder älter, laden sie schon mal Freundinnen und Freunde zu einer Party ein, wenn die Eltern nicht zu Hause sind. „Wie die Vandalen“ hätten sich diese benommen, erfährt die Nachbarin am nächsten Tag von den geschockten Eltern. Wie Vandalen sich benehmen, wer sie sind, ist auch den wenigsten Eltern bekannt – aber schließlich weiß man ja, was „Vandalismus“ ist.
Es gibt viele Vorurteile, die auf Angst vor Fremden und von dem Fremden beruht. Den Anderen werden Eigenschaften angedichtet, die sich im laufe der Zeit weit von der Realität entfernt haben.
Diese Broschüre stellt die Vorurteile gegen Tataren der Realität gegenüber. Sie zeichnet nach wie sich Erkenntnis und Einbildung in Deutschland entwickelten, betrachtet wird die Zeit seit dem „Tatarensturm“ 1241. Die Tataren haben viele Spuren hinterlassen, in Ortsnamen und in der Küche, in der Literatur und in Redewendungen.
Und: Sie leben heute mitten unter uns, mitten in Deutschland.
Eine gute Gelegenheit also, Vorurteile mit Realitäten zu vergleichen. Und ein Appell an alle, nicht unbedacht von „den“ Tataren zu sprechen, genauso wenig wie von Vandalen, Hunnen oder Hottentotten.