Tatort Ost
Darstellung von Recht und Unrecht in Fernsehkrimiserien der DDR
Katja Spranz
„Der Staatsanwalt hat das Wort“ und „Polizeiruf 110“, die populären Krimiserien der DDR, werden mit Akribie ausgewertet: Die Verfasserin nimmt uns in ihr Reich erzählter Lebenswelten der DDR mit und führt uns durch die dominanten Motivketten des großen Narrativs der überlegenen sozialistischen Gesellschaft, in dem etwa „der „Intellektuelle“ und der „verkannte Künstler“ zu potenziell gefährlichen Figuren werden. Es sind die Beiläufigkeiten und Auslassungen, die uns mehr erzählen als die manifeste Kriminalgeschichte, solange wir nur die Selbstbeschreibungen einer Gesellschaft kritisch lesen, mit der analytischen Kategorie des Rechts. Hier entlarvt sich der eigentliche Erzähler: eine nahezu mythische Figur, nämlich eine DDR-Gesellschaft, die sich selbst ihre eigenen Schwächen schonungslos offenbart.
„Der Staatsanwalt hat das Wort“ and „Polizeiruf 110“, the popular crime series of the GDR, are meticulously evaluated: The author introduces us into the depictions of everyday life in the GDR they created and leads us through the dominant chains of motifs of the grand narrative of the superior socialist society, in which, for example, „the „intellectual“ and the „misunderstood artist“ become potentially dangerous figures. It is the incidentals and omissions that tell us more than the manifest criminal history, as long as we employ the analytical category of law in critically reading the self-descriptions of a society. This is where the real narrator exposes himself: an almost mythical figure, namely a GDR society that relentlessly reveals its own weaknesses to itself.