Tauschringe und Marktwirtschaft.
Eine ökonomische Analyse lokaler Komplementärökonomien.
Eva-Maria Hubert
In ihrer Arbeit geht Eva-Maria Hubert der Frage nach, ob Tauschringe einen positiven Beitrag zur Bewältigung sozio-ökonomischer Probleme leisten können. Sie stellt diese lokalen Austauschsysteme erstmals von der realen und der Geldseite her vor sowie in der Interaktion mit der formellen Marktwirtschaft. Als Komplementärwirtschaften gehorchen Tauschringe den ökonomischen Gesetzen: Sie sind der Untersuchung mit dem üblichen ökonomischen Instrumentarium zugänglich.
Prozessnutzen für ihre Mitglieder durch neue soziale Kontakte, Produktnutzen aus einem breiten Angebot, eine kostengünstig arbeitende Zentrale und vor allem die starke Motivation der Kerngruppe stärken das Transaktionsvolumen. Umgekehrt hemmen nachweisbare Marktversagensphänomene, etwa eine fehlende Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage oder Informationsmängel, und Restriktionen durch Zeit und Landeswährung den Austausch. Sie machen Tauschringe häufig zu einem Mittelstandsphänomen.
Geldseitig begünstigen interne Verrechnungswährungen die Entwicklung. Es sind meistens durch wechselseitigen Kredit geschöpfte Zeitwährungen, die über spezielle Stabilitäts- und Neutralitätseigenschaften verfügen und in einem eng begrenzten, funktionell definierten Währungsraum arbeiten. Ganz entscheidend ist die Regelsetzung: Transparenz durch Offenlegung der Konten, begrenzte Guthaben und Schulden und die Erhebung einer kleinen zeitabhängigen Liegegebühr auf die Kassenhaltung.
Tauschringe vermögen günstige gesamtwirtschaftliche Wirkungen hervorzurufen, über direkte und indirekte Niveaueffekte und eine veränderte personelle, funktionelle und regionale Einkommensverteilung. Sie haben das Potential die gesamtwirtschaftliche Stabilität zu erhöhen und die öffentlichen Haushalte zu entlasten.