Tempus und Regionalsprache
Eine gebrauchslinguistische Studie.
Hanna Fischer
Die Regionalsprachen weisen im Vergleich mit der Schriftsprache eine besondere Dynamik im Gebrauch der Tempusformen auf: Die Perfektformen werden immer häufiger verwendet und die Präteritumformen entsprechend seltener. Dieser Ausdruckswandel in der gesprochenen Sprache dient in der vorliegenden Studie als Fallbeispiel, um systematisch die Prinzipien des Sprachwandels zu erforschen. Dabei wird genau bestimmt, welche Faktoren diesen Sprachwandel maßgeblich steuern und welche nur eine nachgeordnete Relevanz haben.
Für die Untersuchung wurde das Interview-Korpus des Akademie-Projekts Regionalsprache.de (REDE) ausgewertet, mit dem neben den Dialekten auch die standardnäheren Regiolekte in die Analyse einbezogen wurden. Das Kernstück der korpuslinguistischen Studie sind die differenzierten Teilanalysen zu den semantischen und pragmatischen Eigenschaften der verwendeten Tempusformen sowie zu deren verbspezifischen Merkmalen (Frequenz, Phonologie, Morphologie, Syntax). Im Anschluss an die Teilanalysen wird mithilfe statistischer Verfahren der Einfluss der untersuchten Faktoren auf die Formenwahl getestet und die Relevanz der einzelnen Faktoren hierarchisiert.
Die Arbeit stellt die erste regional vergleichende Korpusstudie zum regionalsprachlichen Tempusformengebrauch im Deutschen dar.