Text als Struktur
Der Kohelet im Werk Bernd Alois Zimmermanns
Hanns W Heister, Wolfgang Hochstein, Silke Wenzel
Das Gesamtwerk von Bernd Alois Zimmermann ist – trotz seiner vielgestaltigen Ausprägungen im einzelnen – in sich äußerst geschlossen. Ein zentrales Beispiel für solche Konstanten im Oeuvre Zimmermanns ist die Verarbeitung von Texten des Kohelet (Prediger Salomo), die als sogenanntes “Oratorienprojekt” sein Schaffen ab Mitte der 50er-Jahre wesentlich prägt. Ausgehend von der Bedeutung der salomonischen Sentenzen generell und für Zimmermann im besonderen läßt sich zeigen, wie sich der gesellschaftlich-ästhetische und religiöse Gehalt im musikalischen Material manifestiert. Zwei Vokalwerke, die den zeitlichen Rahmen des “Oratorienprojekts” umreißen, stehen dabei im Vordergrund: die 1975 entstandene Kantate Omnia Tempus habent und die Ekklesiastische Aktion “Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne” von 1970.