Text – Bild – Karte
Kartographien der Vormoderne
Jürg Glauser, Christian Kiening
Karten sind mehr als bloß formalisierte Wiedergaben territorialer Wirklichkeit. Sie sind komplexe Zeichengefüge, an denen sich exemplarisch textuelle und visuelle Formen der Repräsentation von ›Welt‹ in ihren jeweiligen Wechselwirkungen studieren lassen. Kartographien wiederum sind mehr als nur Formen der Erstellung von Karten. Sie sind Felder, auf denen sich verschiedene Diskurse, Machtstrategien und Wissenssysteme schneiden, und insofern sind sie besonders ergiebige Gegenstände einer die Vielfalt von Wirklichkeiten analysierenden Kulturwissenschaft. Die Beiträge dieses Sammelbandes machen Karten und Kartographien in historischer wie systematischer Perspektive zum Thema. Im Zentrum stehen folgende Leitfragen: Wie vollzieht sich die Transformation eines heilsgeschichtlich orientierten Weltbilds, das Räume des Unerreichbaren und Mythischen einschloß, in der frühen Neuzeit? Welche Rolle spielt die Etablierung mathematisch-geometrischer Formen der Projektion und der Wahrnehmung? Welche Konsequenzen hat die Vorstellung der universalen Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Territorien? Welche Veränderungen vollziehen sich im Verhältnis der Medien Text, Bild und Karte? Welche Instrumentarien sind geeignet, um sowohl die semiotische und mimetische Dimension von Karten wie die Arten ihres Gebrauchs zu analysieren?