Texte zur forensischen Psychiatrie 1
Forensische Psychiatrie in der psychiatrischen Praxis? Modell einer forensisch-psychiatrischen Praxis in der Schweiz. Riskassessment als Risiko?
Catja Wyler van Laak
In den letzten Jahrzehnten hat die Behandlung und die Begutachtung von Straftätern, anders als möglicherweise der Eindruck durch die Medien vermittelt wurde, bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Leider geht eine Tendenz in die Richtung, die forensische Psychiatrie den Institutionen zu überlassen, in denen ausschliesslich Staatsangestellte arbeiten. Obwohl im Bereich der Behandlung wie auch in der Begutachtung von Straftätern im deutschsprachigen Raum Engpässe bestehen, werden die Möglichkeiten und Ressourcen der frei niedergelassenen forensischen Psychiater und Psychiaterinnen nach Ansicht der Autorin nicht immer genutzt. Frau Dr. med. C. Wyler van Laak ist seit 1999 niedergelassen mit gerichtspsychiatrischem Schwerpunkt und hat ein interessantes, lesenswertes Modell entwickelt, wie eine Praxis mit forensisch-psychiatrischem Schwerpunkt verantwortungsvoll geführt werden kann. Darüber hinaus setzt sie sich aktiv mit der laufenden Forschung im Bereich der Behandlung und Begutachtung auseinander und stellt in ihrem zweiten Beitrag dieser Broschüre ein Risikoinstrument vor, das gedacht ist, Prognosen im Kontext von häuslicher Gewalt zu erstellen.
Dabei vertritt sie folgende Auffassung, die sie in dem Beitrag detailliert begründet: Es gibt einige sehr wertvolle Risikoinstrumente, die helfen zu beurteilen, ob ein Straftäter ein neues Delikt begehen könnte. Sie ist jedoch der Meinung, dass das hier vorgestellte Instrument nicht dazu gehört und darüber hinaus geeignet ist, das gesellschaftliche Zusammenleben zu beschädigen.
Die Autorin ist seit 1999 niedergelassene Psychiaterin und Psychotherapeutin FMH mit gerichtspsychiatrischem Schwerpunkt. Im Jahre 2009 erwarb sie als erste niedergelassene Psychiaterin im deutschsprachigen Raum der Schweiz den Titel Forensische Psychiaterin der Schweizerischen Gesellschaft für Forensische Psychiatrie. Im Rahmen ihrer Niederlassung führt sie Behandlungen bei Straftätern durch und erstellt strafrechtliche Gutachten. Von 1996 bis 1999 leitete sie als stellvertretende Chefärztin die Sicherheitsstation (Hochsicherheitstrakt) und Massnahmestation in Rheinau, der grössten forensischen Klinik der deutschsprachigen Schweiz. Im Jahre 2010 hat sie ein gut verständliches Buch über die Behandlung ein