Theorie und Empirie in der Burnout-Forschung
Eine wissenschaftstheoretische und inhaltliche Standortbestimmung
Marion Rook
Im Zentrum der Arbeit steht eine kritische Auseinandersetzung mit dem Burnout-Konstrukt, wobei aus der Perspektive einer kritisch-rationalistischen Wissenschaftsauffassung erhebliche Probleme in der bisherigen Begriffs- und Theoriebildung sowie in der empirischen Forschungspraxis aufgezeigt werden. Eine Analyse verschiedener Entstehungszusammenhänge in der Burnoutforschung führt zur Forderung der Rückbesinnung auf ein größeres Spektrum an Entdeckungsmethodologien mit einem stärkeren Einbezug forschungsmethodologischer Konzepte der qualitativen Sozialforschung. Bezogen auf das meistverwendete Erhebungsinstrument, den Maslach Burnout Inventory (MBI), werden aus messtheoretischer und gegenstandsbezogener Sicht erhebliche Zweifel an dem Aussagen- und Interpretationsgehalt der Maßzahlen der drei dort operationalisierten Merkmalsbereiche formuliert und methodische sowie konzeptuelle Erweiterungen begründet und ausgeführt. Besonders die sich wandelnden und untereinander stark variierenden beruflichen Tätigkeitsmerkmale im personalen Dienstleistungsbereich erfordern den verstärkten Einsatz von Beobachtungsstudien, um die konkreten sozialen Interaktionen im professionellen Alltag analysieren und verschiedene Typen von beruflichen Interaktionen mit ihren Belastungsfolgen auf verschiedenen sozialen Kontextebenen differenzierter unterscheiden zu können. In der Erfassung und begrifflichen Ausdifferenzierung emotionaler Belastungssituationen im personalen Dienstleistungsbereich sieht die Autorin eine wesentliche Entwicklungsperspektive zukünftiger Stress- und Bewältigungsforschungen.