Tierisch moralisch. Die Welt der Fabel in Orient und Okzident
Begleitschrift zur Sonderausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg vom 22. Februar bis 1. Juni 2009
Mamoun Fansa
Die Fabel gehört zu den ältesten und am weitest verbreiteten Literaturgenres der Welt. Ihre Tradition reicht von den frühen Hochkulturen des Alten Orient bis in die global vernetzte Zivilisation des 21. Jahrhunderts. Die Gründe für diese ungewöhnliche Erfolgsgeschichte sind so vielfältig wie die Gestalten der Fabeln in den unterschiedlichen Kulturkreisen.Der unter Mitwirkung namhafter Fachgelehrter erarbeitete Band dokumentiert die Geschichte der Fabel von den ersten Aufzeichnungen auf sumerischen Keilschrifttäfelchen bis zu den mediengerechten Bearbeitungen unserer Zeit. Im Zentrum des Bandes stehen die wirkmächtigsten Fabelsammlungen des Orients und des Okzidents: Die antiken Fabeln der Aesopischen Tradition und die ursprünglich aus Indien stammende Fabelsammlung „Tantrakhayika“ oder „Pancatantra“, die in der arabischen Bearbeitung unter dem Titel „Kalila wa-Dimna“ weiteste Verbreitung im Orient wie in Europa fand. Nachgezeichnet werden anhand bedeutender Schrift- und Bilddokumente die verschlungenen Traditionswege der orientalischen und europäischen Fabeln. Erschlossen wird dabei die Welt der Fabel in einem zweifachen Sinne: Die fiktionale Welt, die sich in Bild und Text der Fabel darstellt, und die reale Welt, in der die Fabel produziert, publiziert und rezipiert wird. Neben erheblichen Differenzen zeigen sich allenthalben überraschende Parallelen in Literatur und Literaturbetrieb des Orients und des Okzidents.