Tod ohne Leitbild?
Philosophische Untersuchungen zu einem integrativen Todeskonzept
Daniel Kersting
Tod und Sterben waren schon immer von leitenden Vorstellungen geprägt: Die Topoi des sanften Todes, des bewussten Abschieds, des friedlichen Einschlafens haben eine lange Tradition. Auch unsere gegenwärtige Gesellschaft entwirft solche Leitbilder und propagiert etwa den Heldentod als Organspenderin, verspricht das ruhige und friedliche Sterben im Hospiz oder bestimmt den »Hirntod« zum Tod des Menschen. In der konkreten Umsetzung führen diese Vorstellungen allerdings oft zu Konflikten, die von den Beteiligten selbst nicht mehr gelöst werden können. Die Studie verfolgt die Hypothese, dass diese Konflikte in einem vereinseitigten Verständnis des Todes gründen, das insbesondere die personale Bedeutung des Todes nicht angemessen berücksichtigt. In einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen philosophischen Theorien es Todes wird das Problem zunächst begrifflich präzisiert, um es dann mit den Mitteln der philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners zu lösen. Dabei wird ein Konzept des menschlichen Todes entwickelt, das die personale Bedeutung ebenso wie andere zentrale Dimensionen des Todes integriert. Dieser integrative Ansatz ermöglicht, Todesvorstellungen kritisch auf ihre Legitimität zu prüfen.