Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Attilio Antonelli, Mario Döberl, Alejandro López Álvarez, Marie Maggiani, Claudia Märtl, Stefano Moscatelli, Farida Simonetti, Gudrun Szczepanek, Ilaria Telesca, Friederike Ulrichs
Erstmals widmet sich vorliegender Sammelband in eingehender Weise der Frühzeit von Tragsesseln in Europa. Er beinhaltet sieben Aufsätze internationaler Forscherinnen und Forscher, die die Geschichte der Einführung und Etablierung von Tragsesseln in verschiedenen europäischen Machtzentren behandeln.
Tragsessel sind faszinierende Objekte, die sich in mancherlei Hinsicht herkömmlichen Kategorisierungen entziehen. Einerseits lassen sie sich – zumindest in ihrer einfachsten Bauform – dem Bereich der Möbel zuordnen, andererseits handelt es sich dabei aber auch um Transportmittel. In schlichter, robuster Ausführung waren Tragsessel kostengünstige Alltagsvehikel im Stadtverkehr, die für kurze Strecken gemietet werden konnten. In kostbarer Ausstattung waren sie hingegen höfische Prunkgegenstände, die in trefflicher Weise soziale Unterschiede der ständischen Gesellschaft versinnbildlichten: Vertreter der Oberschicht ließen sich darin in ihren Palästen oder auf den Straßen der Stadt von in kostbare Livreen gekleideten Dienern transportieren, erhoben sich über den unreinen Boden und entrückten sich damit auch symbolisch dem einfachen Volk. Im Fokus der Beiträge steht die Geschichte von Tragsesseln am päpstlichen Hof, in Genua, in der spanischen Monarchie, am vizeköniglichen Hof Neapels, an den Höfen der österreichischen Habsburger, am bayerischen Hof sowie in Frankreich.