Trauma und Terror
Zum palästinensischen und tschetschenischen Nationalismus
Tessa Szyszkowitz
Im Februar 1944 deportierte Josef Stalin die Tschetschenen nach Kasachstan, Kirgisien und Sibirien. Dreizehn Jahre blieben sie im erzwungenen Exil. Nach Stalins Tod erkämpften die Tschetschenen ihre Rückkehr, in den Dörfern aber lebten längst andere. Bis zum Ende der Sowjetunion – mit Ausnahme einer kurzen Periode unter Nikita Chruschtschow – blieben sie ein „unzuverlässiges Volk“, über dessen Schicksal nichts publiziert werden durfte.Auch die Palästinenser erlebten in den Vierzigerjahren ein kollektives Trauma, das bis heute nicht anerkannt ist. In der „Nakbah“ („Katastrophe“) verloren 750.000 palästinensische Araber 1948 bei Errichtung Israels ihre Heimat. Die Hälfte des palästinensischen Volkes lebte fortan als Flüchtlinge in den umliegenden arabischen Staaten. Heute hat sich zwar international das Bewusstsein durchgesetzt, dass der Nahostkonflikt mit einem unabhängigen Staat der Palästinenser in den von Israel 19567 besetzten Gebieten zu lösen wäre, bisher aber sind alle Friedensinitiativen fruchtlos geblieben.Die Analyse historischer Fakten in Kombination mit den Erkenntnissen der Psychiatrie hinsichtlich der Behandlung von kollektiven Traumata kann helfen, eine politische Lösung im Nahen Osten und im Kaukasus zu finden.