Trümmer, Tränen, Holzpantinen
Eine Kindheit zwischen einem Dorf in der Altmark und Leipzig
Brigitte Nowak
„Der Tag, an dem wir beginnen, uns Gedanken über die Zukunft zu machen, ist der Tag, an dem wir die Kindheit hinter uns lassen.“ (Patrick Rothfuss)
Wenn ich nach meinem Heimatort gefragt werde, muss ich zuerst das Dorf in der Altmark nennen, in dem ich als Kind sechs Jahre lebte. Mit diesem Ort verbindet mich mehr als sein Name. Es sind vor allem die Menschen, die 1939 in einem kleinem Haus in der Mitte des Dorfes lebten. Sie haben mich aufgenommen, als ich nur wenige Wochen alt war und meine Mutter sich von mir trennte. Ich konnte damals nicht ahnen, dass es meine Großeltern und meine Tante waren, die mich ohne Wenn und Aber unter ihren Schutz nahmen. Bei ihnen hatte ich in den ersten Jahren meines Lebens eine glückliche Zeit. Sie waren für mich Vater und Mutter zugleich.
Heute bin ich auch mit Leipzig eng verbunden. Doch als sechsjähriges Kind wurde ich aus dem Dorf und von den vertrauten Menschen gerissen. Nichts war mir fremder als das zerbombte und kalte Leipzig. Dort wurde ich hingebracht, war entwurzelt und allein. Aber auch in dieser Stadt habe ich Menschen getroffen, die mir beigestanden haben. Ihnen ist es zu danken, dass Paulas Kindheit trotz aller Schicksalsschläge eine glückliche war. Nach beinahe acht Jahrzehnten in dieser Stadt ist es auch mein Leipzig geworden, meine Heimat.