Tschernobyl in Erlangen von Felsberger,  Jakob

Tschernobyl in Erlangen

Reaktionen und Dynamiken im lokalen Umfeld 1986 – 1989

Nachdem am 26.04.1986 Reaktorblock 4 des Kernkraftwerkskomplexes Tschernobyl aufgrund eines fatalen Zusammenspiels von menschlichem Versagen, einer mangelhaften Sicherheitskultur in der sowjetischen Atomenergie und Konstruktionsfehlern des Reaktortyps explodierte, wurden tagelang hochgiftige Radionuklide aus dem brennenden Reaktorkern in die Atmosphäre getragen. Diese verseuchten nicht nur Teile der Ukraine und Weißrusslands, sondern wurden von Windströmungen über großen Teilen Europas verteilt. Auch Deutschland blieb davon nicht verschont, insbesondere über Südostdeutschland ging radioaktiver Regen nieder.

Dieser traf auch die Universitätsstadt Erlangen in Bayern und führte zu vielfältigen Reaktionen und Entwicklungen in der Bevölkerung, die, so eine der Thesen dieser Arbeit, besonders gut am Beispiel Erlangens untersucht werden können. Erlangen war nicht nur einer der wichtigsten Entwicklungsstandorte des deutschen Kernkraftwerksherstellers KWU (Kraftwerk Union AG, heute Areva) und ein bedeutender Hochschulstandort, sondern auf Betreiben der Stadtverwaltung wurde es auch das Zentrum einer kommunalen „Tschernobyl-Selbsthilfegruppe“, die regional eine führende Rolle im Umgang der Behörden mit der Katastrophe einnahm. Darüber hinaus politisierte Tschernobyl weite Teile der Bevölkerung und insbesondere Mütter, die sich daraufhin zum Verein „Mütter gegen Atomkraft“ zusammenschlossen. Diese spannende Akteurskonstellation, ihr Handeln und ihre Interaktionen stellen die Grundlage dieser Arbeit dar. Sie wird ergänzt von umfangreichen, vor allem auf ca. 2500 ausgewerteten Zeitungsartikeln basierenden Informationen zur öffentlichen Debatte um Tschernobyl, aber auch um die daraus resultierende Probleme des radioaktiven Klärschlamms und der verstrahlten Molke, deren Handhabung durch die Landes- und Bundesregierung einem Krimi gleicht. Des Weiteren wird der teilweise gewaltsame Widerstand breiter Teile der Bevölkerung gegen die damals im Bau befindliche Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf beleuchtet, der sich durch Tschernobyl intensivierte.

Es wird argumentiert, dass Tschernobyl sich in Deutschland vor allem als psychologische Katastrophe entfaltete, da die sinnlich nicht wahrnehmbare Strahlung in Kombination mit dem ungeschickten Handeln der damaligen Bundes- und Landesregierungen zu einem bis dahin nicht gekannten Spektrum an Ängsten führte. Durch die gute Zugänglichkeit von Quellen von Kernkraftvertretern und -gegnern, sowie der bedeutsamen Arbeitsgruppe der Stadt Erlangen konnte der damalige Kampf um die Kernkraft in all den Facetten beleuchtet werden, die so auch in der gesamtdeutschen Debatte zu beobachten waren.

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Die Publikation Tschernobyl in Erlangen - Reaktionen und Dynamiken im lokalen Umfeld 1986 – 1989 von ist bei FAU University Press erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Erlangen, Radioaktivität, Strahlung, Tschernobyl, Wackersdorf. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buch-findr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 22.5 EUR und in Österreich 23.2 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!