Turings Maschinen
Eine Problemstellung zwischen Wissenschafts- und Technikgeschichtsschreibung
Christian Vater
Künstliche Intelligenz hat eine lange Geschichte. Ob diese den Versuch des experimentellen Beweises der Vollständigkeit des mechanistischen Weltbildes durch die Konstruktion von Denkartefakten darstellt oder aber die Ökonomisierung von Denkprozessen durch Automatisierung der Kopfarbeit, ist eine offene Forschungsfrage. Sie gewinnt in der unmittelbaren Gegenwart mit Zunahme der Wirksamkeit und Allgegenwart der Produkte und Dateninfrastrukturen der globalen Internetunternehmen allerdings täglich an Bedeutung und Brisanz. Es lohnt sich zur Orientierung einen Blick auf Alan Matherson Turing zu werfen, der hierzu Grundlagenarbeit geleistet hat. War er zwar nicht der erste Forscher, der ›Denkmaschinen‹ herstellen wollte, gelang ihm doch als Erstem die Verbindung zwischen einer Theorie der Rechenmaschinen und der Konstruktion von universellem Experimentalgerät. Seine Universelle Turing-Maschine als ›Papiermodell‹ konnte operationalisiert und auch als elektronisches Gerät verkörpert werden. Dieser Durchbruch immenser Tragweite – eine Verschmelzung von Theorie und Praxis im Gerät – wurde möglich durch ein Konzept des ›Programmierens‹ als systematische regelgeleitete schrittweise Arbeitsorganisation und durch die Entwicklung neuer Bauteile unter den historischen Extrembedingungen des Zweiten Weltkrieges. Von diesem Durchbruch handelt dieses Buch. Die Grundlage bilden eine ausführliche Darstellung des theoretischen Problems, ›Denken‹ und ›Dinge‹ in Bezug zu setzen, sowie eine detaillierte Forschungsbibliografie.
Cristian Vater ist Philosoph mit Schwerpunkt Wissenschaftstheorie und Wissensgeschichte. Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und koordiniert das Konsortium für Forschungsdaten materieller und immaterieller Kultur der Nationalen Forschungsdateninitiative NFD14Culture