Giulietta – Das Blumenmädchen von Neapel
Aus dem Leben erzählt
Paul Waltersbacher
„Schöne, frische Blumen! Schöne, frische Blumen!“ Dieser Ruf klang in den silberhellen Tönen einer Kinderstimme durch die belebten Straßen Neapels. Es war ein wunderschöner Abend des beginnenden Frühlings, als ein kleines Mädchen seinen mit Rosen, Veilchen und anderen Blumen gefüllten Korb bald hier, bald dort den zahlreichen Spaziergängern anbot, die sich an dem herrlichen Bild erfreuten, das der in den scheidenden Sonnenstrahlen leuchtende, wundervolle Golf von Neapel bot. Es war einer jener Abende, die geeignet sind, alle Mühen und Sorgen des Tages vergessen zu lassen, und die bei ernsten Gemütern Gefühle des Sehnens nach einer anderen Welt wecken, in der die Sünde nicht mehr den vollen Genuss einer seligen Freude stören kann. Bereits hüllten leichte Schatten die Berge in der Ferne ein, während die Türme und Dächer der Stadt noch in den Strahlen der untergehenden Sonne schimmerten, die beim Scheiden auf dem stillen Gewässer des Golfs eine glänzende Straße zeichnete. Unter den Beobachtern der prachtvollen Szene befanden sich zwei Damen, deren feiner Wagen sich langsam durch die Straßen bewegte.