UNAULUTU
Zeugnisse indigener Völker als künstlerische Inspiration in der DDR
Hendrikje Hüneke
Das Künstlerbuch „UNAULUTU – Steinchen im Sand“ von Frieder Heinze und Olaf Wegewitz nimmt im buchkünstlerischen Schaffen der DDR eine besondere Stellung ein: Die 130 Exemplare des Werkes sind mit hohem finanziellen und organisatorischen Aufwand in Handarbeit gefertigt und 1986 bei Reclam Leipzig veröffentlicht worden. Aus der Natur stammende Materialien, verschiedene Papiere, vereinzelte akustische Elemente und eine aufwändige Bindung, die ein Auseinanderfalten und Herausnehmen der großen Grafiken ermöglicht, machen das Buch zu einem Erlebnis. Es war ungewöhnlich, dass ein offizieller Verlag ein solches Buchprojekt mit obendrein jungen, in der DDR-Öffentlichkeit nicht etablierten Künstlern einging, zumal diese gleichzeitig am 1. Leipziger Herbstsalon beteiligt waren, der als „konterrevolutionär“ eingestuft wurde. Darüber hinaus steht die in UNAULUTU geführte künstlerische Auseinandersetzung mit Zeichnungen brasilianischer Karaja-Indianer in der Tradition des Primitivismus der Klassischen Moderne, dessen gesellschaftskritische Komponente in der DDR an kontroverser Brisanz gewann. Hendrikje Hüneke untersucht das Künstlerbuch UNAULUTU, stellt es in den Kontext des kulturpolitischen Hintergrundes der DDR und zeigt an seinem Beispiel, wie die künstlerische Beschäftigung mit außereuropäischen Kulturen in der DDR aussehen konnte.