«Unreliable narration» in der russischen Literatur
F. M. Dostoevskijs «Zapiski iz podpol’ja» und V. V. Erofeevs «Moskva-Petuški» im Vergleich
Sophia Manns
ist eine Erzählstrategie, bei der die Aussagen eines Erzählers innerhalb des literarischen Kunstwerks außer Kraft gesetzt werden. Diese Untersuchung befasst sich zunächst mit der Begriffslage, wobei das Konzept der mit verwandten narrativen Modellen wie Mentalstilistik und in Verbindung gebracht wird. Nach der Erarbeitung von Analysekriterien wird an Textbeispielen aufgezeigt, wie sich dieses Phänomen auf das Erzählgeschehen, die Figurenkonstellation und die Raumzeitebene in Dostoevskijs auswirkt. Vergleichend dazu macht eine Analyse von nicht nur dessen kohärentes Erzählkonzept, sondern auch die enge Verwandtschaft beider Texte deutlich. Die abschließende Untersuchung der in der russischen Erzählprosa zwischen Realismus und Postmoderne gibt den Blick auf eine Erzähltradition frei, die trotz unterschiedlicher Textpraktiken als eine Entwicklungslinie gesehen werden kann.