Unter der Flagge der Besatzer
Die Golfstaaten unter britischer Vorherrschaft im 19. Jahrhundert.
Sultan Bin Muhammad al-Qasimi, Beate Bücheleres-Rieppel, Stefanie Kuballa-Cottone
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Arabische Golf ein wichtiges Interessengebiet der Britischen Ostindien-Kompanie in Bombay. Ausgehend von ihrem strategischen Regionalstützpunkt auf der Insel Qishim vor der persischen Küste und mit Unterstützung der britischen Marine, strebten die Briten die militärische und politische Kontrolle über alle wichtigen Hafenstädte zu beiden Seiten des Golfes an. Der bedeutendste dieser Häfen gehörte zum Scheichtum Sharjah.
Die Stadt Sharjah erstreckte sich entlang eines flachen Meeresarms. Die Bevölkerung lebte vom florierenden Handel mit Persien und Indien und machte Geschäfte mit den Beduinen aus dem Hinterland. Die wichtigste Einkommensquelle war die Perlenfischerei, eine harte, aber lohnende Arbeit, die jedes Jahr zur Tauchsaison große Teile der Bevölkerung beschäftigte. Die Briten interessierten sich nicht für den lokalen Handel. Ihnen ging es um die Aufrechterhaltung von Stabilität und Sicherheit in der Region, um den Ausbau ihrer Handelsgeschäfte mit Indien nicht zu gefährden. Dafür waren sie bereit, ihre militärische Übermacht einzusetzen.
Als Shaikh Sultan bin Saqr bin Rashid al-Qasimi 1803 Herrscher von Sharjah wurde, sah er sich auf der einen Seite mit den Briten und auf der anderen mit den Wahhabiten konfrontiert. Die von Zentralarabien ausgehende wahhabitische Bewegung hatte sich von der Niederlage gegen die ägyptisch-osmanische Armee erholt und wollte nun ihren Einflussbereich auf die arabische Ostküste ausweiten. Nachdem Shaikh Sultan 1809 von den Wahhabiten getäuscht und eingesperrt worden war, wollte er deren weiteren Machtzuwachs vermeiden. Bei seinen Bemühungen, den wahhabitischen Annäherungsversuchen zu widerstehen, konnte er jedoch nie auf die Unterstützung der Briten zählen.
Über 50 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1866 – kurz nachdem sein Enkel vom eigenen Onkel ermordet worden war –, lenkte Shaikh Sultan die Geschicke Sharjahs durch schwierige Zeiten mit großen innen- und außenpolitischen Herausforderungen, während über seinem Land die Flagge der britischen Besatzer wehte.****************In the early part of the nineteenth century the Arabian Gulf was an area of great interest to the East India Company in Bombay. From their strategic regional base on the island of Qeshm, off the coast of Persia, and with the support of the British Navy, the British authorities sought military and political control of all key ports on both sides of the Gulf. One of those ports was the shaikhdom of Sharjah.
The town of Sharjah stretched inland along a shallow creek and its thriving community lived off maritime trade with Persia and India as well as with the Bedouin of the hinterland. Sharjah’s main income, however, derived from the harsh but lucrative annual pearl-diving season. The British were not concerned with such local trade. Their interests lay in maintaining regional security in order to protect larger trading opportunities with India, and they were prepared to use overwhelming force to achieve their objectives.
When Shaikh Sultan bin Saqr bin Rashid al-Qasimi inherited the rule of Sharjah in 1803, he was faced by the British on one side and the forces of Wahhabism on the other. Emerging from central Arabia, the Wahhabi movement had succeeded in repelling recuperating from the campaign of the Egyptian Ottoman army, and now sought to extend its sway along the eastern Arabian coast. After being kidnapped deceived and imprisoned by the Wahhabis in 1809, Shaikh Sultan had no wish to see their power grow any further. However, his attempts to resist Wahhabi overtures could never count on support from the British.
For more than fifty years until his death in 1866, shortly after the murder of his grandson by his own uncle, Shaikh Sultan steered Sharjah precariously through times of external and internal challenges, while the symbol of British rule flew from the flag-masts above his land.