… unter die Soldaten?
Junge Männer zwischen Bundeswehr und Wehrdienstverweigerung
Klaus Puzicha
1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland als Staat ohne Streitkräfte gegründet. Dieses war in der deutschen Geschichte ein einmaliger Vorgang. Erst sieben Jahre später wurde die Bundeswehr, nach heftigen und kontrovers geführten Diskussionen im In- und Ausland, als Wehrpflichtarmee aufgestellt. Aufgrund der besonderen Situation der deutschen Wiederbewaffnung Mitte der ftinfziger Jahre kam der Stellung der Bundeswehr in der sie umgebenden zivilen Gesell schaft eine besondere Bedeutung zu. Neben den Fragen zur Einordnung der Streit kräfte in das Verfassungsgefüge stand gleichzeitig das Problem ihrer Einordnung in das Wertsystem einer freiheitlich demokratischen Grundordnung zur Diskussion. Diese Diskussion hat bundeswehrintern ihren Niederschlag in der Baudissinschen Konzeption der „Inneren Führung“ gefunden. Diese Konzeption hatte (und hat auch heute) zwei, auf verschiedene Ebenen bezogene, sich wechselseitig .’lrgänzende Funk tionen: – eine Integrationsfunktion, die gleichermaßen die soziale wie die politische Einbe ziehung der Streitkräfte sicherstellen, also eine Entwicklung zum „Staat im Staate“ verhindern sollte und – eine Motivationsfunktion, die gewährleisten soll, daß der einzelne Soldat seinen Dienst aus dem „täglichen Erleben von Freiheit, Menschenwürde und politischer Einsicht“(21) als sinnvolle und wichtige Aufgabe begreifen und entsprechend handeln kann.