Unternehmensbeteiligungsgesellschaften und ihre Besteuerung.
Eine Beurteilung aus finanztheoretischer Sicht.
Helmuth Wilke
Finanzierungstheoretische Analysen des Rechtssystems, insbesondere des Steuerrechts, machen die Umsetzung und Einbettung konkreter gesetzlicher Vorschriften in stark abstrahierende Modelle erforderlich. Hierbei besteht das Hauptproblem darin, fundamental unterschiedliche Herangehensweisen auf einen »gemeinsamen Nenner« zu bringen, ohne einerseits zu abstrakt zu bleiben, andererseits den verwendeten theoretischen Hintergrund nicht konsistent umzusetzen. Ein weiteres Problem liegt darin, aus der Fülle der unterschiedlichen Forschungs- und Modellkonzeptionen diejenigen auszuwählen, deren »Anwendung« auf die vorliegende Thematik aussagefähige Ergebnisse zu- bzw. erwarten läßt.
Die Arbeit untersucht das Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBG) in Bezug auf seine Eignung zur Verbesserung der Risikokapitalausstattung kleiner und mittlerer Unternehmen. Im nicht-steuerlichen Bereich erweist sich vor allem die principle/agent-Theorie als brauchbar, da sie die explizite Abbildung wesentlicher Marktunvollkommenheiten im Bereich der Risikokapitalfinanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen zuläßt. Anlass zu Kritik geben hier insbesondere die gesetzlichen Regelungen zur Refinanzierung der UBG sowie zur Mindestdiversifikation des UBG-Portefeuilles. Hinsichtlich der Besteuerung wird untersucht, inwieweit das Gesetz in der Lage ist, die steuerliche Diskriminierung der Beteiligungsfinanzierung zu lindern und so zur Finanzierungsneutralität des Steuerrechts beizutragen. Hierzu wird die Spannweite der effektiven Grenzsteuerbelastungen unterschiedlicher direkter Kapitalüberlassungsformen mit der Spannweite indirekter Kapitalüberlassungen über UBG’s verglichen.