Unternehmer im Nationalsozialismus
Machtkampf um den Konzern Koehler & Volckmar AG & Co.
Thomas Keiderling
Zum Inhalt:
„Politische Sturmzeit“ für den Konzern waren die Jahre 1933-39 nach dem Urteil Theodor Volckmar-Frentzels, eines der damaligen Hauptakteure, rückblickend in seinem 1953er Büchlein „In den Stürmen der Zeit“. Der vorliegende Band nun behandelt dieses spannende Kapitel der deutschen Buch- und Medienwirtschaft. Ihr Führungsunternehmen, die 1918 fusionierte Koehler & Volckmar AG & Co., organisierte die buchhändlerische Logistik, insbesondere die Bestellung, Lagerhaltung und Auslieferung gedruckter Erzeugnisse. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung geriet der Konzern in den Schnittpunkt zensurbehördlicher Interessen, denn er bot ideale Möglichkeiten zu einer umfassenden Medienkontrolle. Seit 1935 entwickelte die Reichsschrifttumskammer entsprechende Überwachungspläne, so dass erste Spannungen mit der deutschnational-konservativen Konzernleitung nicht lange auf sich warten ließen. Als ein Gesellschafter von Koehler & Volckmar im politischen Ringen um ein Übergewicht im Konzern zwei Kollegen bei der SS und Reichsschrifttumskammer denunzierte, entbrannte eine fast zweijährige, erbittert geführte Auseinandersetzung, in die zudem Wilhelm Baur, Vizepräsident der Reichsschrifttumskammer und Erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, als Geschäftsführer des Zentralverlags der NSDAP Franz Eher Nachf. involviert war. Die auf umfangreiche Quellenrecherchen gestützte Untersuchung und komplette Dokumentation deckt die Denk- und Verhaltensweisen sowie die generelle politische Einstellung von Wirtschaftseliten im Nationalsozialismus auf. Sie analysiert Muster des strategischen Wirtschaftshandelns während der NS-Diktatur.