Urs Lüthi
Dt. /Engl.
Christoph Blase, Annelie Pohlen
Urs Lüthi (geb. 1947 in Luzern) ist in den siebziger Jahren vor allem durch die dandyhaften, narzißtischen Selbstinszenierungen in seinen SW-Photoserien bekannt geworden. Später tauschte er dann die strenge Ãsthetik gegen thematische Farbphotosequenzen aus, in denen er respektlos und radikal mit dem Klischee des kleinbürgerlichen, schönen und gemütlichen Ambiente spielte. Lüthi posierte als Hauptakteur in stilisierten, meist komischen und absurden, mitunter aber auch tragischen Tableaus. Dabei ging es ihm nie um die einseitige Entblößung einer beschränkten Daseins- und Wahrnehmungswelt. Immer gelang ihm mit einem Augenzwinkern die Verbindung der Banalitäten des Allzumenschlichen mit erhabenen Sehnsüchten und Ansprüchen. Wie ein roter Faden zog sich die Aufsprengung der Ich-Identität am Beispiel der Geschlechterpolarität durch sein Werk praktisch umgesetzt durch die transvestitenhafte Präsentation des eigenen Körpers. Die Photographie ist jedoch nicht das einzige Medium des schonungslosen Realisten zwischen Entertainment und überaus bewußter philosophisch-künstlerischer Reflexion geblieben. In den frühen achtziger Jahren entwickelt er die umfangreiche Werkgruppe der Gemälde, die einerseits geometrisch-ornamentalen Charakter, dann aber wieder ausgeprägt figurative Anklänge aufweisen. Mit Beginn dieses Jahrzehnts entsteht als Zeugnis einer zugleich stimmigen wie autarken Weiterentwicklung der künstlerischen Tätigkeit Lüthis die Serie der Universalen Ordnung.