‚Vater Freud‘ und die frühe psychoanalytische Bewegung
Günter Weier
Sigmund Freud dachte, fühlte und wertete in „Vater-Kategorien“. Als Vaterfigur wirkte er auf seine „Söhne“ ein und befaßte sich in seinen Schriften intensiv mit der Vater-Sohn-Beziehung. Bis 1910 leitete er die psychoanalytische Gruppe liberal. Danach erzwangen die Krisen in der Bewegung eine „Konstituierung der Vatermacht“, die in drei Dimensionen zum Ausdruck kam: in einer hierarchischen Gruppenstruktur, in theoretischen Dogmen und dem Bestreben von „Vater Freud“, „Gesetzgeber“ der Bewegung zu sein. Der autoritär-patriarchalische Hintergrund der Psychoanalyse wird hier zum ersten Mal auf seine Genese und Auswirkungen hin untersucht.