Verantwortungsflucht
Über die gesellschaftliche Unfähigkeit zu entscheiden
Ingo Reuter
Entscheidungen stehen an. Dringend. Angesichts des voranschreitenden
Klimawandels, im Blick auf die Problematik von Flucht und
Migration, immer noch und immer wieder im Kampf gegen eine Pandemie,
die nicht die letzte sein wird und vieles mehr. Und doch hat
man den Eindruck, dass nichts entschieden wird, dass vertagt wird,
abgewartet wird, bis es schließlich zu spät ist und es heißt: Wir konnten
ja nicht ahnen…
Die Gründe hierfür sieht der Essay in einem Politikverständnis, das
sich aus wahltaktischem Kalkül zunehmend aller Entscheidungsspielräume
beraubt und damit immer mehr zu einem bürokratischen Geschehen
wird. Aus einem falschen Freiheitsverständnis heraus, und
um nur ja nicht in Verantwortung zu geraten, wird vieles ins Belieben
der Einzelnen gestellt. Gesellschaftliche Krisen werden dadurch aber
immer schlechter handhabbar. Es bedarf einer Korrektur eines viel zu
eindimensionalen Freiheitsbegriffs und der Wiederbelebung von Vernunft,
Gewissen und Verantwortung im politischen und gesellschaftlichen
Denken und Handeln. Nur so kann man zu klaren und verantwortlichen
Entscheidungen in der Gesellschaft kommen.