Verbalkongruenz im Mittelkymrischen
Kerstin Plein
Diese Untersuchung erforscht das Kongruenzverhalten des Prädikats in einem umfangreichen mittelkymrischen Prosakorpus. Im Mittelkymrischen weist das Verb abhängig von Satztyp, relativer Stellung von Subjekt und Verb und Beschaffenheit des Subjekts entweder Kongruenz in Person und Numerus mit seinem Subjekt auf oder steht in der Defaultform (3SG).
Die Untersuchung stellt erstmals normativ erwartbares normativ unerwartetem Kongruenzverhalten gegenüber und wertet die gesammelten Daten mithilfe quantitativer und qualitativer Methoden aus, wobei eine Vielzahl von Einflussfaktoren berücksichtigt wird.
Die quantitative Auswertung zeigt, dass das Ausmaß an „regelwidrigem“ Kongruenzverhalten bisher deutlich unterschätzt wurde. Während Übersetzungstexte und Adaptionen häufiger „regelwidrige“ Kongruenzmuster aufweisen als einheimische Texte, lassen sich in den Texten insgesamt eine Vielzahl weiterer, bisher unbeachteter Einflussfaktoren wie Genre und (Übersetzungs-)Stil, Wortstellung, Entfernung, Verbsemantik, Belebtheit und Definitheit beobachten und mithilfe statistischer Signifikanztests validieren.
Ein zentrales Ergebnis betrifft bisher unerkannte informationsstrukturelle Phänomene in Hauptsätzen mit SV-Stellung. Der überwiegende Teil der dort beobachtbaren „regelwidrigen“ Defaultformen ist auf Spaltsatzstrukturen zurückzuführen, die mit dem pragmatischen Phänomen Thetizität in Verbindung stehen oder dem Ausdruck kontrastiver Topiks dienen. Zudem belegt die qualitative Auswertung, dass Spaltsatzstrukturen narrative Funktionen ausüben, indem sie Wende- und Aufmerksamkeitspunkte markieren, und so dazu beitragen, den Diskurs strukturieren.