Vielleicht morgen
Geschichten vom Überleben 1945
Angela Kiefer-Hofmann
Alle standen unter dem Eindruck der letzten Tage, hatten sich im Wesen verändert und ihre frühere Beredsamkeit verloren. Erst nach und nach begannen sie zu fragen und von ihren eigenen Erlebnissen zu erzählen auf ihren Wegen durch das Ende.
Alle standen unter Schock. Die Ungeheuerlichkeit dieses Verbrechens, das Entsetzen über die SS und der Schrecken seit dem Einmarsch der Sowjets; dazu die Flucht und die trostlose Rückkehr.
Jede wusste etwas von der Mordnacht. Steinchen für Steinchen setzte sich ein Mosaik zusammen. Schon jetzt rankten sich Gerüchte und Mutmaßungen, Verdächtigungen, handfeste Schuldzuweisungen und viele Geheimnisse um die Vorgänge dieser Nacht.
Wie war es damals in jener „Zeit der Wegelosigkeit“ in den Dörfern und Gemeinden zwischen Oder und Spree?
Die Autorin hat Zeitzeugen befragt und vieles über Lebenswege aus traumatisierten Erfahrungen, unvorstellbaren Ereignissen aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, mit diesen wahnsinnigen Brüchen und Umbrüchen, erfahren.