Vom Drücken des Schuhs
Erzählung
Georg Payr
Der Student Albert Mikuz ist von einer Brücke in einen kaum mehr Wasser führenden Fluß gesprungen und liegt nun im Koma – so der Anfang von Georg Payrs neuer Erzählung. Er schildert anhand einiger charakteristischer Figuren das Leben im Provinznest Seitenstächen und die persönliche Geschichte von Albert Mikuz, der aus der Enge, in die er hineinge-boren wurde, ausbricht, sich aber durch die Flucht in die größere Stadt nicht von dem befreien kann, was er in Seitenstächen geworden ist: ein durch gesellschaftliche Zwänge verkrampfter und innerlich verkrüppelter Mensch.
Payr stellt in seiner literarischen Analyse, die bei aller Tristesse der Situationen und der Charaktere nicht des Humors entbehrt und mit einer stark stilisierten Sprache, mit Reflexionen und rhetorischen Fragen arbeitet, dörfliches und städtisches Leben gegenüber. Vom Erzählduktus bis zu den einprägsamen Bildern und starken Formulierungen erinnert vieles an expressionistische Prosa, ohne daß der Autor die Großen dieses Stils zu kopieren versucht. Das Fatalistische, das Bedrückende der vorgestellten Lebensumstände, die wenig erfreuliche gesellschaftspolitische Schlußfolgerung, die dem Leser überlassen bleibt, werden gemildert durch Ironie und Sarkasmus und letztlich durch die Freude an einer eigenständigen Sprache, mit der Payr an die Intensität seiner ersten Erzählung An der Schwelle anschließt.