Vom Kloster zur Residenz
Dynastische Memoria und Repräsentation im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mecklenburg
Ilka Minneker
Weitere Informationen unter http://www.rhema-verlag.de/books/sfb496/sfb18.html
Inhalt:
1. Einleitung
2. Das Kloster Doberan als Grablege der mecklenburgischen Fürsten und Herzöge des Mittelalters – Grundlegung und Sicherung der Dynastie
2.1 Grundlagen und Voraussetzungen
2.2 Das fürstliche Doberan – Etablierung eines Ursprungs
2.3 Das herzogliche Doberan – Visualisierung von Memoria und Herrschaft
2.4 Das landesherrliche Doberan – Ort der Memoria und Ort historischer Konzepte
2.5 Ausblick
3. Frühneuzeitliche Hofkirchen, Residenzgrablegen und Grabgestaltungen – Schwerin, Güstrow und Doberan
3.1 Residenzgrablege Schwerin
3.2 Residenzgrablege Güstrow
3.3 Residenzgrablege Doberan
3.4 Ausblick
4. Organisation und Funktion fürstlicher Begängnisse und Bestattungen im Kontext von Herrschaftslegitimation und Repräsentation
4.1 Notifikationen, Einladungen und Verschreibungen – Herrschaftliche Begängnisse und Bestattungen als Konstruktionen einer organisierten und beschränkten Öffentlichkeit
4.2 Herrschaft und Tod – Wandel dynastischer Repräsentation und herrschaftlicher Selbstversicherung bei Begängnis, Prozess und Bestattung
4.3 Die Allgegenwart des herrschaftlichen Todes – den Tod öffentlich machen
5. Schlussbetrachtung
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Literatur
7. Quellenanhang
8. Abbildungen
9. Abbildungsnachweise
10. Tabellen
11. Abkürzungsverzeichnis
Faltblatt (Genealogie)
Das Zisterzienserkloster Doberan ist seit seiner Gründung der kontinuierliche Kristallisationspunkt von Memoria und Repräsentation der mecklenburgischen Dynastie vom 12. bis ins 20. Jahrhundert. Die spätmittelalterlichen schriftlichen Klosterzeugnisse verknüpfen dabei explizit Konvents- und Herrschaftsgeschichte und reflektieren dessen Funktion als Hauskloster. Grabmonumente und Objekte der Sepulkralkultur spiegeln bis in die Neuzeit hinein die Entwicklungsstufen von der liturgischen Memoria hin zu einer historisch fundierten, zukunftsorientierten Traditionspflege wider, die das ehemalige Kloster zu einem herrschaftlichen Museum umformten. Nebenlinien der Dynastie etablierten im 14. Jahrhundert weitere eigenständige, residenznahe Grabstätten von kurzfristigerer Dauer (u.a. in Güstrow, Malchow, Röbel, Rostock, Sternberg und Wanzka).
In der Frühen Neuzeit reflektieren die neu errichteten Hauptgrablegen im Dom zu Güstrow und im Dom zu Schwerin die wachsende Bedeutung der Residenzen der Landesteile und den Umbruch der Reformation. Die mecklenburgische Sepulkraltopographie erfährt mit der nur noch sporadischen Wahl Doberans als Bestattungsort einen tiefgreifenden Wandel. Die Tradition der altgläubigen Stiftungsleistungen wird in der Sorge um die neue evangelische Landeskirche weitergeführt, der Fortfall der liturgisch fundierten Memoria durch eine profanierte Erinnerungskultur kompensiert. Zentrales Moment herrschaftlicher Selbstversicherung bleibt dabei die Genealogie der Dynastie in Form von Text und Bild.
Die Planungen und das Zeremoniell der herrschaftlichen Begängnisse und Bestattungen stellen, über die Zäsur der Reformation hinweg, wesentliche Momente herrschaftlicher Legitimation dar. In der Frühen Neuzeit wird eine größere Öffentlichkeit bei den Bestattungen hergestellt und durch den Einsatz verschiedener neuer Publikationsformen (Predigten, Leichenprozesse etc.) zusätzlich über Raum und Zeit erweitert.