Vom Tod gestreift. Vom Leben geküsst
Andrea Riemer
Vom Tod gestreift, vom Leben geküsst … so widersprüchlich es klingen mag, so sehr umschreibt es den Zusammenhang zwischen Leben und Tod – und auch den zahlreichen Versuchungen und Verführungen, die einem im Dazwischen immer begleiten. Letztere machen den Reiz des Lebens aus, auch wenn sie einen da und dort weg vom eigenen Weg bringen. Auch mich –natürlich. Zwar immer weniger, doch da und dort natürlich auch. Es geht um den Reiz des Lebens, um diesen Moment, der einen – auch – wieder ein Stück weiterbringt. Näher zu einem selbst hin. Es ist tiefste Poesie mit Bildern, die uns den Raum in das noch immer nicht ergründete Unterbewusstsein eröffnen. Damit werden Erinnerungen abgerufen. Emotionen können sich endlich die Bahn brechen.
Wie umschreibt man diesen Widerspruch? Oder ist es gar kein Widerspruch, die Verführung und Versuchung als „Salz des Lebens“? Ich umschreibe dieses Gegensätzliche mit drei Archetypen. Mit Thanatos, dem Gott des milden, zarten Todes, des natürlichen Vergehens. Mit Phönix, dem Symbol für den Wandel, für die lebendige Alchemie. Mit Eros, der Lust am Leben und am Sosein, mit allen Verführungen und Versuchungen, die schöpferische Urmacht.
Drei, die Hand in Hand gehen können. Zeitlos. Raumlos. Ewig. Unendlich. Es ist der offenen Horizont, der mich anzieht – auch wenn ich oft nicht weiß, wie sich mein Weg konkret entwickelt. Selbst wenn es Dunkle Nächte der Seele gibt – das Licht zieht mich an und voran. Das Licht ermöglicht Transmutation ins wahrlich Neue.
Es ist ein Kreislauf. Ein ewiger Kreislauf, der auch andere Mitspieler hat. Doch diese drei Spieler faszinieren mich. Vor allem ihr möglicher innerer Zusammenhang verlangt für mich nach Ausbreitung.
Diese Zugangskombination poetisch in unterschiedliche Textarten und Formen zu verpacken und mit Fotos zu unterlegen, gibt mir die Möglichkeit, mich tatsächlich, Menschheitsthemen durchdringend, zu nähern.