Von Ausschweifungen und Hirngespinsten
Das Ornament und das Ornamentale im Werk Egid Quirin Asams (1692–1750)
Uta Coburger
Sind Egid Quirin Asams Ornamente wirklich »Ausschweifungen« und »Hirngespinste«? Uta Coburgers Studie fasst erstmals die Formen des Ornaments im Werk des bayerischen Künstlers zusammen. Bereits seine Motivquellen sind vielgestaltig: Er kompilierte italienische Einflüsse mit französischer Ornamentmode, verwandte Augsburger Ornamentstiche ebenso wie emblematische Motive als Vorlagen und orientierte sich manchmal gar an der Münchner Hofkunst. Diese stil- und motivgeschichtliche Betrachtung bildet die Grundlage für weiterführende kultur- und geistesgeschichtliche Überlegungen zum Ornament. Der Künstler kreierte zunehmend phantasievolle Ornamente, die in der Kunst des 18. Jahrhunderts singulär sind. Diese Ornamentformen sind von christlicher Symbolik und rhetorischen Strukturen durchdrungen und erweitern das Concetto einer Kirchenausstattung maßgeblich. Das Ornament wird zum Bedeutungsträger und man erkennt nicht nur Asams kreatives Potenzial, sondern auch seine religiöse Intention. So zeigt die hier vorgenommene Lesart die zentrale Rolle des Ornaments im Schaffen Asams und hebt das »schmückende« Ornament weg von seinem Dasein als Muster auf der Wand.