Von der galanten zur eleganten Welt
Das "Weimarer Journal des Luxus und der Moden" (1786-1827) im Einflussfeld der industriellen Revolution in England und der Französischen Revolution
Gerhard Wagner
Im Jahre 1786 schuf der Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) nach dem Vorbild der ersten europäischen Modezeitschrift, des französischen „Mercure Galant“, sein „Journal des Luxus und der Moden“, das ab 1814 als „Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode“ erschien. Es war das langlebigste und wirkungsvollste Mode- und Kulturmagazin der sogenannten „Goethezeit“. Aus der Perspektive der ökonomischen, politischen und kulturellen Wunschvorstellungen der es tragenden Weimarer Gesellschaft verfolgte das Journal die neuen westeuropäischen Entwicklungen vor allem in der Kleidermode, aber auch auf den angrenzenden Gebieten der bürgerlichen Alltagskultur.
Mit seinen reichhaltigen populären Dokumentationen, Interpretationen und Kritiken von „Luxus und Moden“ ist das „Journal“ also eine besonders aufschlußreiche Quelle für die Kulturphysiognomie der deutschen klassisch-romantischen „Kunstperiode“ (H. Heine), damit zugleich für die vielfältigen internationalen Wirkungen der ökonomisch-technischen und politisch-sozialen Umwälzung um 1800 in Europa – der „Doppelrevolution“ (E. Hobsbawm).
Gerhard Wagner, geb. 1948, Berliner Kulturwissenschaftler. Zahlreiche Arbeiten zur Kulturtheorie und –geschichte, – promovierte mit einer Arbeit über den deutschbaltischen Schriftsteller Carl Gustav Jochmann (1789-1830) und habilitierte 1994 mit einer Arbeit über Walter Benjamin.