Von hier?
Von Heimaten und Herkünften
Deniz Elbir, Carl Pause, Margrit Schulte Beerbühl
Wo haben die Menschen im Rheinland ihre Wurzeln? Wer stammt von Einwanderern ab? Wer ist überhaupt einheimisch? Diesen Fragen geht die Publikation in einem langen Flug durch 30.000 Jahre niederrheinischer Geschichte nach.
Seit ihren Anfängen ist die Geschichte der Menschheit ist eine Abfolge von Migrationen. Der moderne Mensch entwickelte sich in Afrika und besiedelte von dort Europa. Zu Beginn der Jungsteinzeit wanderten die Nachfahren von Ackerbauern aus dem Fruchtbaren Halbmond bis an den Niederrhein und brachten ihre Kenntnis von Getreideanbau und Viehzucht mit. In römischer Zeit kamen Menschen aus Italien und Nordafrika sowie von der Iberischen Halbinsel ebenso wie Germanen von der Elbe in die Provinz Niedergermanien und wurden zu den Vorfahren der niederrheinischen Franken.
Ein starker Zustrom von Einwanderern in den Städten setzte im 18. Jahrhundert ein und er verstärkte sich mit dem Beginn der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert. Neben Händlern, Handwerkern und Arbeitern aus Italien kamen auch Kaufleute, Revolutionsflüchtlinge und Soldaten aus Frankreich oder Ziegler aus Belgien und den Niederlanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg intensivierten sich die Wanderungsbewegungen: Auf Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten folgten „Gastarbeiter“ aus Italien, Griechenland, Portugal, Marokko, Tunesien, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. In den 1980er Jahren setzte vor allem die Migration von geflüchteten Menschen aus Vietnam, Afrika oder Syrien ein. Genau betrachtet hat praktisch jeder Mensch im Rheinland auf die eine oder andere Weise eine eigene Migrationsbiografie, die natürlich auch Teil des eigenen Selbstverständnisses, der eigenen Identität ist.