Von Spielen, Liedern und Gebeten für den Kindergarten
Wilhelm Middendorff - ein vergessener Pädagoge
Dieter Höltershinken
Will man die gegenwärtige Situation in den Kindergärten, ihre pädagogischen Zielsetzungen, die Inhalte und Methoden der Vermittlung zur Förderung von Kindern verstehen, muss man sich auch mit der Geschichte der Kindergartenpädagogik auseinandersetzen. Und insbesondere mit der ersten systematischen Schrift über den Kindergarten überhaupt: mit der Schrift von Wilhelm Middendorff über „Die Kindergärten. Bedürfniß unserer Zeit“. Denn diese Schrift hatte offensichtlich einen entscheidenden Einfluss auf den Tagesablauf, die Organisation, die Inhalte und Methoden des Kindergartens bis in die Gegenwart.
Wilhelm Middendorff (1793-1853) ist als Pädagoge weithin unbekannt bzw. „vergessen“. In der pädagogischen Fachliteratur ist er gleichsam nur noch eine „Fußnote“. Und zwar eine „Fußnote“ in den Werken über Friedrich Fröbel. Als „Kamerad“, als „Freund“, „ständiger Begleiter“, enger und treuester Mitarbeiter Fröbels bezeichnet, wird dabei heute übersehen, dass er selbständig einige Schriften verfasst und grundlegende, praktische Aussagen zur Kindergartenpädagogik gemacht hat, die heute noch aktuell und diskussionswürdig sind.
Im ersten Teil des Buches wird nach seinem Lebenslauf W. Middendorff als Mensch, Lehrer und Erzieher aus der Sicht seiner Zeitgenossen, wie sie ihn erfahren und wie er auf seine Umwelt gewirkt hat, beschrieben.
Im zweiten Teil folgen Aussagen W. Middendorffs über Erziehung und die Grundlagen seines Erziehungsverständnisses. Im Mittelpunkt steht eine ausführliche Darstellung seiner Schrift „Die Kindergärten. Bedürfniß der Zeit, Grundlage einigender Volkserziehung“ von 1848.
Der dritte Teil enthält eine Auswahl von Gebeten, Bewegungs-, Bauspielen und Liedern für den Kindergarten. Sie sollen die Umsetzung seiner Aussagen in die Praxis des Kindergartenalltags verdeutlichen.