Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses
Zur Geschichte der Genealogie im 20. Jahrhundert
Volkmar Weiss
1933 erließ die Koalitionsregierung Hitler das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das „Reichsgesetz gegen die Überfüllung der deutschen Schulen und Hochschulen“ und das „Reichserbhofgesetz“, alle drei Gesetze mit dem Ziel, Juden beruflich auszugrenzen. Geistig waren diese Gesetze jahrzehntelang vorbereitet worden. Das Buch belegt, wie der Antisemitismus zuerst und vor allem die akademische Jugend erfaßte.
Die Vereine der deutschen Genealogen hielten bis 1932 Abstand von antisemitischen Bestrebungen, mit Ausnahme des „Deutschen Roland“. Die ab 1933 vom Staat geforderten Abstammungsnachweise brachten jedoch für die Sippenforscher einen einmaligen Beschäftigungsschub mit sich und ein steigendes Interesse an Familiengeschichte. Am Beispiel der Vereine „Roland“ (Dresden), „Deutsche Ahnengemeinschaft“ und der „Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig“ wird aus den Quellen ein vielschichtiges Bild von geistigem Widerstand oder sachorientierter Arbeit bis hin zum erbärmlichen Mitläufertum gezeichnet. Mit weit über das Jahr 1945 hinausreichenden Folgen.
Die herausragende inhaltliche Leistung der deutschen Genealogie ist die Erarbeitung von rund 2000 Ortsfamilienbüchern. Die Arbeiten daran beginnen schon im 19. Jahrhundert und setzen sich in der unmittelbaren Gegenwart fort. Der wissenschaftlichen Bedeutung dieser und anderer familiengeschichtlichen Quellen ist der Schlußteil des Buches gewidmet.