Wahrheit und Zeit
Auf der Suche nach dem verlorenen Selbst
Siegfried P. Neumann
Der Mensch ist Natur und Geschichte. In unserer Welt ist er ein gespaltenes Wesen: er wird nicht aus seiner Natur vom sondern von seiner «Maske», dem «Ich» bestimmt. Dieses infiltriert das individuelle Selbst mit den ideologischen Inhalten, die es in seiner geschichtlichen Welt als «Wahrheiten» erwerben muß. Obgleich sie nur auf Zeit gelten, richten sie sich im Menschen oft dauerhaft ein. Wir begreifen uns aus dem, was wir sein sollen und vergessen dabei nach und nach, wer wir wirklich sind: Der Mensch ist das (einzige) Organ und als «Maßgabe» geschichtlicher Wahrheiten auf Zeit. Wer der Mensch im Sein des Selbst als seine «erste Natur» ist, können wir an «maßgebenden Menschen» wie Konfuzius, Buddha, Sokrates und Jesus wahrnehmen; die Sprachspiele der Tradition, in der Philosophie des Anfangs von Plato eröffnet, reden über «Masken» und sagen wenig oder nichts zum Sein des Menschen.