Waldnutzung und Waldgewerbe in Altbayern im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert
Elisabeth Weinberger
Bis Ende des 18. Jahrhunderts spielten die heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Waldgewerbe Pecheln, Pottaschensieden, Rindenschälen, Kalk- und Kohlenbrennen eine bedeutende Rolle für die vorindustrielle Gesellschaft. Im 18. Jahrhundert gerieten diese traditionellen Waldnutzungsarten verstärkt in das Visier der landesherrlichen Obrigkeit. Abgewertet zu gewerblichen ‚Waldnebennutzungen‘ kämpften sie gegen Reglementierung durch eine ständig wachsende Zahl von Verordnungen und vor allem gegen die drohende Verdrängung durch die Hauptnutzung in Form der Holzernte.
Die Studie zeigt Verbreitung und wirtschaftliche Relevanz der Waldgewerbe und befasst sich mit dem Gefahrenpotential, das diese für den Wald bargen. Sie beschäftigt sich mit dem technischen Aspekt der Waldnebennutzungen und schildert die Verfahren zur Erzeugung so bedeutender, im 18. Jahrhundert unentbehrlicher Rohstoffe wie Pech, Pottasche, Kalk und Holzkohlen. Die Ausübung der Waldgewerbe ermöglichte einer breiten, sozial niedrig stehenden Gesellschaftsschicht die Sicherung ihres Lebensunterhaltes. Eine genaue Analyse des sozialen Umfeldes der Gewerbetreibenden ermöglicht das Verständnis ihrer vielschichtigen Handlungsmotive und stellt diesen die Motivation der landesherrlichen Obrigkeit gegenüber.
Auf dem für Altbayern kaum bearbeiteten Feld der gewerblichen Waldnebennutzungen untersucht die vorliegende Monographie das Umweltverständnis einer agrarisch gepägten Gesellschaft an der Schwelle zum industriellen Zeitalter und leistet damit einen Beitrag zur Umweltgeschichte der vorindustriellen Gesellschaft.