Wechselnde Vorlieben
Über die Filmpräferenzen der Europäer 1896–1939
Joseph Garncarz
Um 1900 sahen und schätzten Menschen in verschiedenen europäischen Ländern mehr oder weniger die gleichen Filme. In den 1930er Jahren favorisierten sie dagegen im Wesentlichen unterschiedliche Filme – vor allem solche aus dem jeweils eigenen Land. Im Lauf weniger Jahre hatte sich eine relativ homogene visuelle europäische Gemeinschaft in einen heterogenen Flickenteppich kulturell unterschiedlicher Filmpräferenzen verwandelt. Joseph Garncarz zeigt erstmals, wie und warum sich die Filmpräferenzen der Europäer im Lauf weniger Jahre kulturell stark ausdifferenziert haben. Die Untersuchung beruht auf der systematischen Auswertung von teilweise eigens für diese Studie erstellten Filmerfolgsranglisten, mit denen sich die Präferenzen der Zuschauer messen lassen. Acht europäische Länder konnten für diese Studie berücksichtigt werden: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen und die Tschechoslowakei. Die Studie ist ein innovativer Beitrag sowohl zur Film und Mediengeschichtsschreibung als auch zur Soziologie des Geschmacks im 20. Jahrhundert. Sie erneuert unser Wissen über die Filmvorlieben der Europäer vor dem Zweiten Weltkrieg und gibt neue Impulse zur Erforschung kultureller Präferenzen anderer Medien, Regionen und Zeiten.