Wege aus der Anonymität des Staates
Ein kriminologisch-empirischer Beitrag zur Kennzeichnungspflicht der Polizei
Birgit Thinnes
Kennzeichnungspflicht ist ein breites Thema, dass sowohl innerhalb der Polizei als auch in der Gesellschaft auf vielen Ebenen emotionsbeladen diskutiert wird.
Häufig wird hierbei allgemein von der Kennzeichnungspflicht von Polizistinnen und Polizisten gesprochen, im Mittelpunkt der Diskussionen stehen allerdings die Beamtinnen und Beamten geschlossener Einheiten.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit der Entwicklung der Debatte. Der Fokus richtet sich anschließend auf die Umsetzung in Berlin, da die Beamten hier bereits mit einer individuellen Kennzeichnung ausgestattet sind.
Den Schwerpunkt bildet eine empirische Untersuchung, die in fünf Berliner Einsatzhundertschaften durchgeführt werden konnte. Neben den Schwierigkeiten bei der Umsetzung wird aufgezeigt, wie die Einstellungen und die Erfahrungen der Beamtinnen und Beamten sind, die bereits eine individuelle Kennzeichnung an ihrer Uniform tragen. Die Arbeit beleuchtet die Fragestellung aus Sicht der Polizei und will in erster Linie prüfen, ob sich bereits Ergebnisse zusammenfassen lassen und damit auch verifizieren, ob die Argumentation der Befürworter und Kritiker noch zeitgemäß ist.
Die gewonnenen Erkenntnisse können einen Beitrag zur Evaluation der Kennzeichnungspflicht in Berlin liefern. Sie stellen den Ist-Zustand der untersuchten Organisationseinheit dar und lassen aufgrund der Stichprobengröße richtungsweisende Aussagen für Berlin zu.
Berlin als „Hauptstadtpolizei“ hat mit der individuellen Kennzeichnung eine Vorreiterrolle angenommen, der sich andere Länder beruhigt anschließen können, denn mit dieser Untersuchung ist bewiesen worden, dass die Kennzeichnung keine Gefahr für die Beamten bedeutet. Stattdessen bedeutet sie einen Fortschritt in Richtung „transparentes Verhalten von Polizeibeamten“ und sendet positive Signale in die Gesellschaft.
Berlin hat einen Weg aus der Anonymität gefunden