Weisshorn
Der Diamant des Wallis
Daniel Anker
Traumberg! Diesen schon ziemlich abgekletterten Titel darf ein Berg der Schweiz noch immer für sich beanspruchen – das Weisshorn im Wallis. Es vereint auf unverkennbare Art Grösse und Grandezza. Kein Wunder, dass die Menschen zu ihm aufschauen und dass nicht wenige davon träumen, ihn zu besteigen. Kein leichtes Unterfangen, denn das Weisshorn gehört zu den schwierigsten Viertausendern der Alpen. Und so bleibt die 4506 Meter hohe Zitadelle für viele Alpinisten ein Traum. Doch schon allein die Annäherung an dieses einzigartige Horn ist traumhaft und lohnend: beim Wandern unter seinen Wänden so gut wie beim Blättern in seinem Buch. Es erscheint zum 150. Jahrestag der Erstbesteigung durch den britischen Physiker John Tyndall mit den Bergführern Johann Joseph Bennen und Ulrich Wenger über den Ostgrat.
Wir lesen den Originalbericht von Tyndall, der übrigens als Erster erklärte, warum der Himmel blau ist. Wir machen in einem Porträt von Emil Zopfi Bekanntschaft mit dem charismatischen Geoffrey Winthrop Young, der acht Mal auf seinen Lieblingsberg stieg, darunter auf vier neuen Routen und einmal fast mit einem Bein. Wir lernen aber auch Youngs Führer kennen, zum Beispiel Franz Lochmatter, der am Ostgrat abstürzte. Auch für andere berühmte Alpinisten wurde das Weisshorn zur Grabstätte – ihr Schicksal berührt uns noch heute. Und wenn Eisströme und Felshalden ins Rutschen kommen, wird das Weisshorn erst recht zum Alptraumberg.
Sphinx Weisshorn! Zwei junge Schweizer Alpinisten berichten von ihrer kernigen Überschreitung im Sommer 2010. Über ein Horn, das Schriftsteller und Plakatgestalter immer wieder angestachelt hat. Hüben und drüben: Das Weisshorn erhebt sich genau über dem Röstigraben, der deutsch-französischen Sprachgrenze der Schweiz. In diesem Sinne: Auf geht’s zum schönsten und höchsten aller 75 Monts blancs hierzulande.