Werden, Sein, Vergehen
Gedichte. Herausgegeben und kommentiert von Johannes Thome.
Emil Kraepelin
Am Ende des Lebenswerks und der langen Publikationstätigkeit von Emil Kraepelin, des wohl bedeutendsten Psychiaters des 20. Jahrhunderts, steht keine klinische oder wissenschaftliche Abhandlung, sondern eine Sammlung von Gedichten. Damit weist das Vermächtnis dieses Arztes und Forschers weit über seine akademische Tätigkeit hinaus. In seinen Gedichten tritt uns Kraepelin als Mensch gegenüber. Sie erweitern damit den „öffentlichen Kraepelin“ um den Aspekt des privaten, sensiblen Individuums mit all seinen Hoffnungen und Enttäuschungen. Seine Gedichte können als Ausdruck des Bedauerns über unwiederbringlich verlorene Zeit am Ende seines Lebens und als Dokument eines außergewöhnlich aufopferungsvollen Pflichtbewusstseins interpretiert werden. Andererseits geht es in den Texten nicht nur um „Höhen und Tiefen“ und „Alter, Krankheit, Tod“. Vielmehr beeindrucken sie auch durch Optimismus, Naturverbundenheit und Lebensfreude bis zum Schluss.