Winter in Venedig
Novelle
Vladislav Jaros
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Der Musikwissenschaftler Jonathan Gut kommt nach Venedig, zwei Wochen vor dem Karneval. In seiner Manteltasche steckt sein Lieblingsbuch – poetische Prosa eines russischen Dichters über die Lagunenstadt. Die Musik von Vivaldi und die Bilder von Tintoretto üben auf ihn eine grosse Faszination aus. Doch der Hauptgrund seiner Reise ist die Suche nach den Spuren von Susanna, die er in dieser Stadt vor dreissig Jahren kennengelernt hatte. Die frisch Verliebten genossen hier miteinander unvergessliche Tage. Bevor Susanna nach Deutschland zurückkehrte, versprach sie, Jonathan bald anzurufen. Doch sie hielt ihr Versprechen nicht, und er sah sie nie wieder.
In der Stadt begegnet Jonathan dem alten Chirurgen Jakob Kräftig aus Hamburg. Dieser kennt sich in den Geheimnissen der Lagunenstadt und deren Bewohner gut aus. In seinem Gefolge wird Jonathan vom Sog beunruhigender Ereignisse mitgerissen. Zunehmend verliert er den Boden unter den Füssen, und die Grenze zwischen Traum und Realität löst sich im Nebel auf. Wo endet die Wirklichkeit und wo beginnt die Einbildung? Ist das Leben nur eine Täuschung, versteckt hinter der Maske der Realität? Hängt es einzig von unseren Entscheidungen ab, ob sich unser Schicksal als ein guter oder ein schlechter Traum entwickelt? Oder ist alles nur ein Spiel, dessen Regeln auf dem Gesetz des Zufalls basieren?