Wir sind doch keine Schnecken
Hubertus Heidloff
Es kommt ein Brief ins Haus. Darin geht es um den Vorwurf schweren sexuellen Missbrauchs. Wie können Menschen solch eminent bedeutsame Vorwürfe äußern? Bestehen die Vorwürfe zu Recht oder sind sie dem Hirn eines kranken Menschen entsprungen? Welche Ängste entstehen bei den Beschuldigten? Ist ihnen die Justiz auf die Fersen gekommen? Vielleicht besteht der Verdacht, dass jemand Rache üben möchte und deshalb zu schwersten Waffen greift. Die Angst bleibt und führt zu Traumatisierungen, wie auch bei den Opfern. Robby ist verletzt aus dem Krieg in Vietnam Mitte der 70er Jahre in die Heimat zurück gekehrt. Nach der Genesung soll er nach dem Willen der amerikanischen Militärs wieder dorthin zurück. Robby weiß, dass damit sein Leben zerstört würde, denn ein zweiter Einsatz in diesem grausamsten aller Kriege würde ihn sein Leben lang verfolgen. Die Traumatisierung hat ihn bereits jetzt erreicht. Eine Hilfe aus dieser Situation bietet sich an, indem er in der DDR auskundschaften soll, wie ein Demokratisierungsprozess eingeleitet werden kann. Zuvor lebt er einige Zeit im westlichen Teil Deutschlands und erlebt hier ansatzweise, wie die Gesellschaft ihre Stärken und Schwächen offenbart. In der DDR gerät er schon bald mit der Staatssicherheit aneinander. Er erlebt am eigenen Leibe, warum die Menschen eine solche Angst vor dem Geheimapparat haben. Nicht einmal innerhalb der eigenen Familie kann man sich sicher sein, nicht bespitzelt zu werden. Die Brutalität bezieht sich nicht nur auf körperliche Qualen, sondern vielmehr auf seelische Grausamkeiten. Traumatisierte Stasi-Opfer finden sich auch Jahrzehnte später zu Hunderten wieder. Robby steht in der DDR nicht allein. Neben seiner Familie ist ihm ein Agent zur Seite gestellt, den Robby natürlich nicht kennt. Er kann nur ahnen, dass er einen Schutzengel hat. Dennoch wird für ihn das Leben in der DDR immer gefährlicher. Er versucht in die Bundesrepublik zurück zu kehren. Das ist schwerer als gedacht. Aber nun tauchen weitere Schwierigkeiten auf. Sein Wunsch, wieder in den USA leben zu können, wird von den Behörden erschwert. Robby ist jetzt Deutscher. Damit will er sich nicht zufrieden geben. Endlich ist er wieder in Amerika. Aber dort erwarten ihn weitere Schwierigkeiten. Robby musste sein Lebensumfeld oftmals wechseln. Er konnte sein gewohntes zu Hause nirgendwohin mitnehmen. Auch sein Denken erforderte ständig Umstellungen. Sein „Schneckenhaus“ konnte er nie mitnehmen.