„Wir sind noch einmal davongekommen!“
SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner und seine Mitschüler als Synonym für die NS-Kriegsgeneration in Österreich
Egbert Bernauer
Im September 1951 treffen sich 24 Absolventen des Linzer Realgymnasiums zum 30-jährigen Maturajubiläum – unter ihnen ein vor dem Holocaust in die USA geflüchteter jüdischer Arzt und ein ehemaliger Chef der Linzer Gestapo.
Nicht mehr am Leben waren ihre ehemaligen Mitschüler Ernst Kaltenbrunner, ehemaliger Chef des NS-Reichssicherheitshauptamtes, Rudolf Fahrner, Mitverschwörer des von Stauffenberg verübten, gescheiterten Attentats an
Adolf Hitler sowie Alfred Hackl, in Hartheim zu Tode gekommenes Opfer des NS-Euthanasieprogramms.
Ein von den überlebenden Absolventen des Linzer Realgymnasiums erhalten gebliebenes „Erinnerungsalbum“ zeigt einen Umgang mit den Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus, der als symptomatisch für die Kriegsgeneration in Österreich gelten kann. Einzigartig scheint dabei die Streuung junger Menschen in ein und derselben Schulklasse in den unterschiedlichsten Kategorisierungen zwischen „Opfer“, „Mitläufer“ und „Täter“.