Wo unter schön belaubtem Baume Yama mit den Göttern zecht
Zweisprachige Proben vedischer Lyrik
Walter Slaje
Mit Rigveda bezeichnet man eine Sammlung sakraler Hymnen, die von inspirierten,
mit priesterlichen Aufgaben ausgestatteten Dichtern im altindischen Dialekt
ihrer Zeit verfaßt wurden, den man heute Vedisch nennt. Diese bronzezeitlichen
Hymnen entstanden im 2. Jahrtausend vor Christus im Zuge der Einwanderung indoarischer
Stämme aus den Steppen des Urals nach Indien. In gebundener Sprache
verfaßt, liegen sie dem Werk Homers etwa eintausend Jahre voraus. Der Rigveda
überliefert somit die älteste metrische Poesie der indogermanischen Sprachfamilie
und darf auch als älteste in dieser Form erhalten gebliebene Lyrik der Welt gelten.
In Anlehnung an die Zahl von dreiunddreißig vedischen Göttern wurden aus den
insgesamt 1028 Hymnen des Rigveda für die vorliegende Ausgabe dreiunddreißig
hochpoetische Lieder ausgewählt. Die Auswahl umfaßt Thematiken, die einen
tiefen, stellenweise wohl auch überraschend modern anmutenden Einblick in
den Alltag, in die Freuden, Honungen und Ängste der Menschen der vedischen
Völker im indischen Fünfstromland (Pañj¯ab) der Voreisenzeit gewähren und die
man nicht anders als weltliche Lyrik bezeichnen kann.
Die Wiedergabe erfolgt zweisprachig auf gegenüberliegenden Seiten in vedischer
und deutscher Sprache. Eine Hörfassung der deutschen Übersetzung ist im Portal
„Gesprochene deutsche Lyrik .. Schatzkiste“ von Fritz Stavenhagen verfügbar. Sie
ist als Audiodatei auch in der „GRETIL e-library“ der Niedersächsischen Staatsund
Universitätsbibliothek Göttingen hinterlegt.